Wieland-Steckdose mit Wieland-Stecker? Schuko-Stecker? Was ist die beste Wahl für Dein Balkonkraftwerk?
Es gibt drei Arten von Anschlüssen, um Dein Balkonkraftwerk mit dem Stromkreis zu verbinden. Trotz der geringen Anzahl an Möglichkeiten zum Stromanschluss herrscht reichlich Diskussionsbedarf: Entweder der praktische und haushaltsübliche Schuko-Stecker, der Dir den Aufbau Deiner Mini-Solaranlage sehr einfach macht, oder eine Wieland-Steckdose, die von einer Elektrofachkraft für einen besonders sicheren Betrieb installiert werden muss. Auch ein Festanschluss kann eingerichtet werden, doch lohnt sich dieser Aufwand für Balkonkraftwerke? Unser Blogbeitrag führt Dich durch das Thema und liefert Dir Antworten auf Deine Fragen. Schauen wir uns die Energiesteckvorrichtungen genauer an!
Hier findest Du Dein neues Balkonkraftwerk:
Die Basics: Kann ich meine Mini-Solaranlage an die Steckdose anschließen?
Falls es sich um eine Mini-PV-Anlage (manchmal auch “Guerilla PV” genannt) handelt, dann darfst Du Deine Solaranlage einfach mit dem Steckverbinder vom Wechselrichterausgang in die Steckdose stecken. So einfach ist das – zumindest fast. Der Weg führt vom Kauf über die Lieferung und den Aufbau einer Mini-Solaranlage bis zur ersten selbst erzeugten und grünen Kilowattstunde Strom und ist simpel: Als Ganzes geliefert lassen sich die Mini-Solaranlagen grundsätzlich selbst aufbauen und betreiben.
Hierfür wird zum Aufbau der Photovoltaik-Anlage zunächst die Halterung am Wunschort montiert. Die Module, die aus der Sonnenstrahlung Strom generieren, werden anschließend in der Halterung befestigt. Dann erfolgt die Montage des Wechselrichters, der den Strom aus den Solarmodulen umwandelt, sodass dieser für Haushaltsgeräte kompatibel ist. Nun kommt es zu der Situation bzw. dem Schritt des Aufbaus, der uns in diesem Beitrag beschäftigen wird: Wie wird die Anlage mit dem hauseigenen Stromnetz verbunden?
Wieland-Stecker und Schuko-Stecker – Die Grundlagen
Auf den ersten Blick mag die Entscheidung einfach erscheinen, denn bei der Nutzung eines Schuko-Steckers muss keine Elektrofachkraft hinzugezogen werden – ganz nach dem Motto: “Plug & Play”! Anders ist es hingegen bei einer Wieland-Steckverbindung, für die eine spezielle Einspeisesteckdose notwendig ist: Zunächst muss eine Elektrofachkraft die Anschlussdose montieren, ehe die PV-Anlage angeschlossen und in Betrieb genommen werden kann. Diese Vorgehensweise bereitet mehr Aufwand, hat jedoch bestimmte Vorzüge.
Letzten Endes ist die Entscheidung zwischen einer speziellen Energiesteckvorrichtung und dem allseits bekannten Schuko-Stecker eine sehr individuelle. Daher ist der beste Weg für Dich, die folgenden Informationen zu beiden Steckern zu lesen und die verschiedenen Entscheidungskriterien nach Deinem Ermessen zu gewichten. Am Ende zählt nämlich nur eines: Dass Du auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit von Deinem Energieversorger so verfährst, wie es für Dich persönlich am komfortabelsten ist.
Was ist ein Wieland-Stecker?
In Bild 1 siehst Du, dass sich ein Wieland-Stecker (rechts) nicht in eine haushaltsübliche Steckdose stecken lässt. Aufgrund seiner dreiadrigen Form ist zum Anschluss ans Hausnetz eine spezielle Wieland-Einspeisesteckdose erforderlich. Diese wiederum sieht wie folgt aus (siehe Bild 2):
Bisher kratzen wir thematisch erst an der Oberfläche, denn das Aussehen eines Wieland-Steckers sowie -Einspeisesteckdose ist nicht alles. Es stellt sich die Frage: Welche technischen und sicherheitsrelevanten Merkmale verbergen sich hinter dieser Verbindung und wieso pochen Netzbetreiber des Öfteren darauf, dass ihre KundInnen bei Mini-Solaranlagen den Wieland-Stecker benutzen sollen?
Die Unterschiede zwischen Wieland-Stecker und Schuko-Stecker
Der Schuko-Stecker ist Dir bereits durch Haushalts- und Arbeitsgeräte geläufig (Bild 1 links). Kühlschränke, Kaffeemaschinen, Gartengeräte und Bohrmaschinen – alle haben einen solchen Schuko-Stecker, der in unsere Steckdosen passt. Seine zwei Kontaktstifte und die runde Form sind prägende Merkmale. Den Namen erhält der Stecker als Abkürzung für das Wort Schutzkontakt. Durch seinen Aufbau und seine technischen Merkmale bietet der er einen höheren Schutz als viele andere haushaltsübliche Steckerarten, was ihn für die Installation bzw. den Anschluss von Mini-PV-Anlagen geeignet macht.
Der Wieland-Stecker unterscheidet sich vom Schuko-Stecker einerseits im Aussehen und andererseits im Hinblick auf die Sicherheit. Er erfüllt im Gegensatz zum Schuko-Stecker die Anforderungen bestimmter Normen. Einerseits betrifft dies die Norm DIN VDE V 0100-551-1, andererseits die Norm DIN VDE V 0628‐1. Aus der Erfüllung der Anforderungen beider Normen leitet sich ein höherer Sicherheitsstandard bei der Nutzung von Stecker-PV-Anlagen ab.
- Norm DIN VDE V 0100-551-1 zum “Errichten von Niederspannungsanlagen”: Hier werden Anforderungen an die Kategorien des Anschlusses einer Stromerzeugungsanlage gestellt. Dabei ist explizit gefordert, dass eine Mini-Solar-Anlage über eine spezielle Energiesteckvorrichtung angeschlossen werden soll. Da elektrische Anlagen in Gebäuden auf eine zentrale Einspeisung von Strom ausgelegt seien, müsse zum Schutz eine Beurteilung und eventuell eine Anpassung des Stromkreises durch eine Elektrofachkraft vorgenommen werden. Dies soll durch die Norm gewährleistet werden.
- Norm DIN VDE V 0628‐1 zur “Einspeisung in separate Stromkreise”: Diese Norm besagt nichts anderes, als dass der Stecker speziell zur Einspeisung von Strom aus einer Solar-Anlage entwickelt wurde. Dies führt beispielsweise zu einer geringeren Gefahr für eine unsachgemäße Nutzung durch Laien.
Wegen seines speziellen Einsatzbereichs und seinen daraus folgenden Eigenschaften ist ein Wieland-Stecker ohne Zweifel sicherer. Strittig ist jedoch, ob dieses Ausmaß der Sicherheit maßgeblich ist, denn unter den mehr als 200.000 Anlagen-Eigentümern, die die Mini-PV mit Schuko-Stecker betreiben, ist es bisher zu keinerlei Schadensfällen gekommen.
Warum ist der Wieland-Stecker sicherer als der Schuko-Stecker?
Wie in Bild 1 ersichtlich wird, hat der Wieland-Stecker keine freiliegenden Pins. Die Folge ist ein Berührungsschutz, der tödliche oder zumindest gefährliche Kontakte von Personen mit elektrischer Energie verhindert. Allerdings schaltet sich der Wechselrichter ohnehin eigenständig aufgrund des integrierten Netz- und Anlagenschutzes nach 0,2 Sekunden ab. Nach 0,4 Sekunden liegt die Spannung unterhalb von 34V, was entsprechend den Normen gefordert ist. Zum Beispiel an einem Staubsauger muss die Spannung hingegen erst nach 1 Sekunde unterhalb von 34V liegen.
Zusätzlich zum Berührungsschutz zeichnet sich der Wieland-Steckertyp durch einen weiteren Schutz aus: Nachdem der Stecker eingesteckt ist, lässt er sich nicht mehr per Hand herausziehen. Anwender müssen ihn per Schraubenzieher von der Anschlussdose lösen. Eine unsachgemäße Verwendung durch Laien ist aufgrund dieses Schutzes unwahrscheinlich. Insbesondere als Kindersicherung kann dieser Schutz also sinnvoll sein.
Der Nachteil besteht hier in der notwendigen Installation der zugehörigen Wieland-Steckdose durch eine Elektrofachkraft. Denn eine Wieland-Einspeisesteckdose ist auf so gut wie keinem Balkon vorab vorzufinden. Ein erheblicher Anteil der Haushalte hat noch keine Balkonkraftwerke oder Mini-PV-Systeme, sodass beim Umzug oder am bisherigen Wohnort die meisten AnwenderInnen eine derartige Energiesteckdose montieren lassen müssen. Abgesehen vom Problem des zeitlichen Aufwands, der sich hinter der Beauftragung und der Wartezeit einer Elektrofachkraft befindet, sind aus Sicht der KundInnen außerdem die Kosten ein Argument gegen die Nutzung eines Wieland-Steckers und der zugehörigen Steckdose.
Wieland- oder Schuko-Stecker? Vor- und Nachteile der Steckvorrichtungen
Im Prinzip hast Du alle wichtigen Informationen zu den beiden Steckvorrichtungen vorliegen, sodass Du darüber entscheidest, wie Du Dein PV-System anschließen möchtest. Um Dir die Entscheidungsfindung zu erleichtern, findest Du im Folgenden einen kurzen Überblick über die Vor- und Nachteile beider Steckervarianten.
Vorteile | Nachteile | |
Schuko |
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Wieland |
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Hinweise zur Übersicht
Kein neuer Leitungsschutz beim Schuko-Stecker (Punkt 3 der Vorteile): Das PI Photovoltaik Institut Berlin AG hat 2017 ermittelt, dass bei einer Leistung von bis zu 600 Watt kein neuer Leitungsschutz erforderlich ist, sodass auch bei einer Schuko-Steckdose keine Bedenken bezüglich der Sicherheit im Netz bestehen müssen. Allerdings empfiehlt es sich, bei älteren Gebäuden mit verbauten Schraubsicherungen zur nächstkleineren Sicherung zu wechseln.
Theoretisch mögliche Stromschläge beim Schuko-Stecker (Punkt 1 der Nachteile): Dieser Aspekt widerspricht eigentlich unseren vorigen Erläuterungen, bei denen dem Schuko-Stecker ein Berührungsschutz attestiert wurde. Tatsache ist, dass der Schuko-Stecker im Vergleich zu anderen haushaltsüblichen Steckern einen erhöhten Schutz bietet, aber nicht so umfassend wie der Wieland-Stecker schützt. Daher ist ein Stromschlag durch Berührung mit geringer Wahrscheinlichkeit möglich.
Externe Meinungen zum Guerilla-PV-Anschluss
Die DGS plädiert für den Schuko-Stecker
Bei wichtigen Fragen ist es hilfreich, die Empfehlungen von Experten und anerkannten Organisationen mit einzubeziehen. Hierbei ist die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (kurz: DGS) eine hilfreiche Anlaufstelle. Dabei handelt es sich um einen Verein, der die breite Einführung erneuerbarer Energien zum Ziel hat. Als solcher setzt sich der Verein in der Forschung und Aufklärung ein. Wichtige Hilfestellungen für AnwenderInnen von Mini-Solaranlagen sind dabei: In ihren Stellungnahmen plädiert die DGS für die Nutzung eines Schuko-Steckers unter Einhaltung des DGS-Siegels.
Netzbetreiber sind häufig gegen die Schuko-Variante – zu Unrecht?
Anders als die DGS sehen das die Netzbetreiber, wodurch für NutzerInnen einer Mini-PV-Anlage möglicherweise Probleme entstehen: Netzbetreiber verlangen oft eine normierte Technik und somit normierte Produkte. Dies begründen sie mit sicherheitsrelevanten Kriterien. Dass es bisher in Untersuchungen und unter Hunderttausenden von Anwendern keine Schadensfälle bei der Nutzung von Schuko-Steckern gab, scheint keine Rolle zu spielen. Die Netzbetreiber bestehen auf eine Energiesteckvorrichtung – also auf den Wieland-Stecker.
Dir sollte dies allerdings kein Kopfzerbrechen bereiten, denn der Gesetzgeber fordert lediglich eine Einhaltung des allgemein anerkannten Standes der Technik nach §49 EnWG. Die Wahl der Steckvorrichtung liegt somit, solange die Gesetze eingehalten werden, außerhalb der Zuständigkeit des Netzbetreibers.
Fazit: Schuko-Stecker. Der einfache Weg
Basierend auf Erfahrungen von hunderttausenden Anwendern in Deutschland und in Nachbarländern gilt, dass Schuko-Steckdose und -Stecker bei der Installation von Mini-Solaranlagen vollkommen ausreichend sind. Balkonkraftwerke und andere Mini-Anlagen laufen bei allen Nutzern von Schuko-Steckern bisher ohne bekannten Schadensfall.
Zweifellos ist die erhöhte Sicherheit bei der Nutzung einer Wieland-Steckdose zu begrüßen, doch der damit steigende Aufwand bei der Photovoltaik-Installation mindert den eigentlichen “Charme” einer Plug-and-Play-Anlage. Zudem sind die eingeschränkten Verfügbarkeiten von Elektrofachkräften ein Faktor, der dazu führt, dass sich die Installation von Mini-Solaranlagen mit Wieland-Steckverbindungen wochen- bis monatelang in die Länge ziehen kann.
Wir von priwatt haben die Erfahrung gemacht, dass Du mit dem einfachen Weg eine gute Wahl triffst. Ein Schuko-Stecker ist bei der Installation und beim Betrieb von Mini-Solaranlagen auf dem Balkon, im Garten und an anderen Orten zum aktuellen Zeitpunkt gesetzlich zulässig. Das birgt einen wesentlichen Vorteil: Mit einem Schuko-Stecker sparst Du Geld, das Du z.B. in den Kauf einer Monitoringlösung investieren kannst.
Du hast Fragen zum Thema? Melde Dich gern bei uns unter support@priwatt.de oder schaue in unserer Kategorie Zubehör vorbei. Oder brauchst Du allgemein Hilfe, um den Weg von der Wahl, über den Kauf und die Installation, bis hin zur Anmeldung und dem Betrieb Deiner Mini-Solaranlage zu beschreiten? Keine Sorge, das können wir gemeinsam tun! Die Gemeinschaft liegt uns von priwatt am Herzen, denn nur zusammen schaffen wir es, die Energiewende umzusetzen. Deswegen helfen wir immer und gerne. Schau einfach in unseren Blog vorbei, wo viele weitere spannende Beiträge zu finden sind.
FAQ
Wie ist die rechtliche Lage zur Steckervariante in anderen Ländern?
Ein aufgrund der politischen und geografischen Verbundenheit naheliegender Vergleich ist der zu anderen EU-Staaten. Dabei macht sich vor allem bemerkbar, dass in einzelnen Ländern die vereinfachten Regeln der EU gelten. Der Anschluss von Stecker-Solaranlagen ist genormt, was im Gegensatz zu Deutschland zur Folge hat, dass die Netzbetreiber den Nutzern von Mini-PV-Anlagen keine Sorgen bereiten können: die Möglichkeit, Forderungen nach einem Wieland-Anschluss zu erheben, entfällt aufgrund der klaren Regelung nach EU-Recht. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz die Verbraucher eine einfache Installation über Schuko-Stecker vornehmen können. Bisher ist nicht bekannt, dass es infolge der vereinfachten Inbetriebnahme zu gefährlichen Zwischenfällen gekommen ist.
Was ist für einen rechtssicheren Anschluss einer Mini-PV-Anlage zu beachten?
Zum einen muss ein Stromzähler vorhanden sein, der nicht rückwärts läuft. Zum anderen sind Balkonkraftwerke und ebenso alle anderen Mini-PV-Anlagen vor der Inbetriebnahme beim örtlichen Netzbetreiber und nach der Inbetriebnahme bei der Bundesnetzagentur anzumelden. Ein sich rückwärts drehender Stromzähler würde die technischen Aufzeichnungen verfälschen. Dies ist in Deutschland eine Straftat. Demnach ist ein rücklaufgeschützter Stromzähler oder ein digitaler Stromzähler wichtig.
Darf eine Mini-Solaranlage mit Wieland-Stecker mehr als 2 Module haben?
Grundsätzlich ja. Die Verwendung eines Wieland-Steckverbinders bietet die Möglichkeit, mehr als 2 Module zu nutzen und entsprechend mehr Strom zu generieren. Aber: Da die Leistung einer Mini-Solaranlage (egal mit welcher Steckervariante) normtechnisch auf 600 Watt Einspeiseleistung beschränkt ist, besteht eine Mini-Solaranlage für den Balkon nur aus einem Modul oder maximal zwei Modulen. Der daraus gewonnene und ins Netz eingespeiste Strom kann einen nennenswerten Teil des Grundverbrauchs sowie einen geringeren Anteil des aktiven Verbrauchs decken. Dies steigert die Unabhängigkeit vom Energieversorger, weil mehr selbst erzeugter Strom ins Hausnetz eingespeist und genutzt werden kann. Aus dem Grund gilt: Je größer die Erzeugungsmengen, desto größer die Rentabilität der Anlage. Und je rentabler die Mini-Solaranlage ist, desto eher sind weitere Anschaffungen wie. Energiemonitoring-Lösungen oder Energiespeicher eine interessante Option.