Sonnensteuer für PV-Anlagen? Was wirklich hinter dem Vorschlag steckt

Dominik Broßell
Redakteur

In der Solarwelt macht ein Begriff derzeit ordentlich Wellen: die sogenannte „Sonnensteuer“.
Was nach einem schlechten Witz klingt, ist Teil eines aktuellen Diskussionspapiers der Bundesnetzagentur. Die gute Nachricht gleich vorweg: Noch ist nichts beschlossen. Und ob es jemals so kommt, ist sehr unwahrscheinlich.
Was ist dran an der Sonnensteuer?
Konkret geht es um neue Vorschläge zur Reform der Netzentgeltsystematik in Deutschland. Unter den Optionen, die die Bundesnetzagentur zur Diskussion stellt, finden sich auch Modelle, bei denen Photovoltaik-BetreiberInnen künftig für die Einspeisung von Solarstrom bezahlen sollen – also eine Art Abgabe für das Nutzen der Sonne. Klingt absurd? Finden wir auch.

Ruhig bleiben: Noch ist nichts beschlossen
Wichtig: Das Diskussionspapier ist kein Gesetz, sondern eine Einladung zur öffentlichen Konsultation.
Bis Ende Juni können alle – auch Du – Stellung dazu beziehen. Die Bundesnetzagentur betont, dass sie ergebnisoffen diskutieren und im engen Austausch mit allen Beteiligten stehen will. Ob eine Reform in dieser Form jemals kommt, hängt auch vom Widerstand der Solar-Community ab.
Massive Kritik – auch von ExpertInnen
Und der Widerstand ist bereits groß: Eine Petition von bekannten YouTube-Kanälen wie „gewaltig nachhaltig“ und „Der Akku Doktor“ sammelt fleißig UnterstützerInnen. Ihre Kritik: Die Sonnensteuer sei weder sozial gerecht noch netzdienlich.
Die Modelle im Überblick: Vier Vorschläge zulasten privater Solar-BetreiberInnen
Von den sechs vorgeschlagenen Varianten zur Neugestaltung der Netzentgelte würden vier davon BesitzerInnen von Bestandsanlagen finanziell massiv belasten:
Einspeiseentgelt pro Kilowattstunde: BetreiberInnen würden für jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom ein Entgelt zahlen. Je nach Ausgestaltung könnte dieses zwischen 0,89 und 3,3 Cent pro kWh liegen.
Leistungsbezogenes Entgelt: Hier würden Netzentgelte auf Basis der höchsten Einspeiseleistung innerhalb eines Monats oder Quartals erhoben – unabhängig von der Gesamteinspeisung.
Pauschaler Grundpreis: Dieses Modell sieht einen einheitlichen Betrag vor, der unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des Stromnetzes für alle Anlagen gleichermaßen anfällt.
Baukostenzuschuss: Bei der Installation einer neuen Erzeugungsanlage würde eine einmalige Zahlung fällig, die als Beitrag zum Netzausbau dienen soll.

Immerhin: Zwei Kompromiss-Alternativen sind schon bereit
Der größte Teil des Papiers ist berechtigterweise umstritten. Zwei Modelle stechen jedoch durchaus positiv hervor: der Kapazitätspreis und dynamische Netzentgelte. Sie orientieren sich daran, wie stark eine Anlage das Netz belastet – oder entlastet. Wer netzdienlich handelt, zahlt weniger. Ein fairer Ansatz, der sogar den Eigenverbrauch fördert.
Der Ausbau des Stromnetzes ist teuer, keine Frage. Wärmepumpen, E-Autos, mehr PV – unser Netz muss mitwachsen. Doch dieser Umbau darf nicht zulasten derer gehen, die die Energiewende mit ihren Solaranlagen überhaupt erst möglich machen.
Was hat Spanien mit all dem zu tun?
Der Begriff „Sonnensteuer“ stammt ursprünglich aus Spanien. Dort wurde 2015 tatsächlich eine Abgabe auf selbstverbrauchten Solarstrom eingeführt. Die Folge: Verunsicherung, Investitionsstopp, massive Kritik. 2018 wurde sie wieder abgeschafft. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man die Energiewende ausbremsen kann.
Unser Fazit: Cool bleiben, Sonne ernten und weitersparen
Noch ist die Sonnensteuer nur eine theoretische Option – und sie wird an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nur ein Entwurf bleiben. Zu stark ist der Widerstand, und zu wenig wertschätzend ist das Papier gegenüber privaten SolarfreundInnen, die fleißig an der Energiewende mitwirken.
Ein Tipp von mir zum Schluss: Lass Dich gleich durch eine(n) unserer ExpertInnen beraten.

Als euer Experte für Solartechnik und erneuerbare Energien informiert euch Dominik regelmäßig im priwatt-Blog über alles Wissenswerte rund um die Themen Balkonkraftwerk, PV, Stromtarife, Batteriespeicher und Co.