Leitungsüberlastung durch 800-Watt-Balkonkraftwerke? Was dahinter steckt!
Mit dem offiziellen Beschluss des lang erwarteten Solarpakets I dürfen Balkonkraftwerk-BesitzerInnen ihre Wechselrichter seit dem 16. Mai 2024 auf die nun erlaubten 800 Watt hochdrehen. Was jetzt noch aussteht, ist die Anpassung der VDE Normen für Balkonkraftwerke: In der Diskussion ist eine Beschränkung der Modulleistung auf 960 Watt. In unserem Artikel klären wir darüber auf, was es damit auf sich hat.
Das Wichtigste für Dich zusammengefasst:
Der VDE arbeitet, die Solarbranche wartet
Der Verband der Elektrotechnik (VDE) entwickelt derzeit neue Standards für Balkonkraftwerke. Diese beinhalten Überlegungen zur zulässigen Dauerleistung auf Leitungen, insbesondere bei Stecker-Solaranlagen mit mehreren Modulen. Hier könnte es zu einer Begrenzung der Modulleistung auf 960 Watt kommen, um sicherzustellen, dass auch größere Anlagen nach dem Plug&Play-Prinzip aufgebaut und sicher betrieben werden können.
Sichere Modulleistung priorisiert: VDE setzt wohl auf 960 Watt Peak
Der VDE wird sich wahrscheinlich bewusst für eine Modulleistung von 960 Watt Peak (Wp) entscheiden. Dies basiert auf der Erkenntnis im Bericht des PI Instituts, dass die „freie“ Leitungsreserve bei dauerhafter Belastung etwa 700 Watt beträgt. Das bedeutet, dass bei einer Modulleistung von 960 Wp die Leitung nur gelegentlich vollständig ausgelastet wird, was zu einer Erwärmung der Kabel führen kann. Bei einer Leistung von 2000 Watt oder mehr kann jedoch konstant eine Leistung von 800 Watt am Ausgang anliegen. Im extremsten Fall könnte dies, so die Bedenken des VDE, in Kombination mit einer dauerhaft hohen Netzleistung zu einem Kabelbrand führen.
Worauf sollte ich achten, wenn ich meinen Wechselrichter mit 800 Watt betreiben möchte?
Zu einer Überlastung der Leitung könnte es bei Kabeln kommen, die in einer beidseitig gedämmten Wand verlaufen – eine sogenannte Grenzsituation. Wenn die Kabelverlegung jedoch beispielsweise zum Carport, im Freien oder mit einem anderen Kabelquerschnitt erfolgt, besteht keine Grenzsituation nach VDE-Norm.
Wie löst man eine Grenzsituation?
Um eine solche Situation aufzulösen, bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten an:
- Austausch der Sicherung: Tausche mithilfe einer Elektrofachkraft Deine Sicherung von 16A auf eine kleinere, z.B. 13A. Dadurch kann weniger Strom aus dem öffentlichen Netz über die Leitung fließen, was mehr Kapazität für den Solarstrom schafft.
- Leitungsprüfung und Sicherungstausch: Lass eine Leitungsprüfung durchführen und gegebenenfalls den Sicherungsautomaten durch eine Elektrofachkraft austauschen.
Wer ganz sichergehen möchte, wartet den Beschluss des VDE ab oder konsultiert eine Fachkraft vor dem Upgrade. Das gilt insbesondere, wenn Du ein Balkonkraftwerk mit einer Modulleistung von über 960 Watt hast und/oder einen Batteriespeicher betreibst.
Sicherheitsrisiko durch rückwärtige Einspeisung? Was Du dazu wissen musst
In jedem Haushalt gibt es Sicherungen, die den Stromfluss auf den einzelnen Leitungen überwachen. Diese Schutzvorrichtungen lösen bei einer Überlastung, wie sie etwa durch den gleichzeitigen Betrieb mehrerer großer Verbraucher entstehen kann, aus und verhindern so Schäden.
Der Strom, den Dein Balkonkraftwerk erzeugt, fließt jedoch nicht über diese Sicherungen. Er kommt aus der entgegengesetzten Richtung und wird daher von den Sicherungen nicht ganz so exakt erfasst. Das bedeutet, dass die Sicherung bei einer Überlastung möglicherweise nicht auslöst, weil sie den zusätzlichen Strom nicht entsprechend registriert.
Selbst bei den relativ geringen Leistungen einer Solaranlage kann dies zu einem Sicherheitsrisiko werden. Wenn zu viel Strom auf der Leitung ist, ohne dass die Sicherung reagiert, besteht die Gefahr einer Überhitzung, die im schlimmsten Fall zu einem Brand führen kann.
Achte deshalb immer darauf, dass Deine Anlage richtig angeschlossen und abgesichert ist, um potenzielle Gefahren zu vermeiden.