Umweltbewusstsein – was bedeutet das eigentlich?
Der Klimawandel ist heute so aktuell wie nie. Von Waldbränden in Griechenland bis zu Überschwemmungen in Libyen – die Zeichen für eine notwendige Veränderung sind offensichtlich. Doch wie kannst Du als Individuum einen Beitrag leisten? Welche kleinen Schritte kannst Du in Deinem täglichen Leben unternehmen, um die Umwelt zu schützen und Deinen CO₂-Fußabdruck zu verringern?
In diesem Blogartikel zeigen wir Dir, warum Umweltbewusstsein so wichtig ist und wie jeder von uns einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten kann.
Wie wird Umweltbewusstsein definiert?
Was bedeutet der Begriff “Umweltbewusstsein” eigentlich genau? Schließlich wird der Ausdruck in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen definierte Umweltbewusstsein im Jahr 1978 als "Erkenntnis der Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen durch sein eigenes Handeln" und als "Bereitschaft zur Gegensteuerung".
Diese Definition ist auch heute noch gültig, wird jedoch inzwischen genauer differenziert. Heutzutage werden verschiedene Aspekte des Umweltbewusstseins unterschieden - allen voran Umweltwissen, Umwelteinstellungen und Umweltverhalten:
- Umweltwissen bezieht sich auf das Wissen und die Informationen einer Person über Umwelt und Natur, über Trends und Entwicklungen in ökologischen Bereichen.
- Unter Umwelteinstellungen fallen nicht nur Einstellungen zum Umweltschutz im engeren Sinne, sondern auch Ängste, Empörung, Zorn und Betroffenheit, sowie persönliche Grundorientierungen und umweltbezogene Wertvorstellungen.
- Mit Umweltverhalten ist das individuelle, umweltbezogene Verhalten in relevanten Alltagssituationen gemeint. Davon zu unterscheiden sind Handlungsbereitschaft und Verhaltensabsichten. Das sind lediglich Äußerungen, sich in Zukunft klimafreundlicher verhalten zu wollen.
Der wissenschaftliche Begriff Umweltbewusstsein umfasst in der Regel alle genannten Elemente, während in der politischen Diskussion üblicherweise lediglich zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten unterschieden wird.
Im gesellschaftlichen Diskurs geht es heute deshalb vor allem darum, Fakten und Tipps zum Thema Klimaschutz richtig zu vermitteln und diese dann in konkrete Handlungen umzuwandeln.
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Der Stellenwert von Umweltschutz und Klimaschutz
In quasi allen relevanten Studien zum Thema Klimaschutz schätzen die Befragten das Thema als hochgradig wichtig ein. In der Studie zum “Umweltbewusstsein in Deutschland 2022” beurteilen 57 Prozent der TeilnehmerInnen den Schutz von Umwelt und Klima als “sehr wichtig”. Damit steht das Thema auf Platz fünf der wichtigsten Themen für das Jahr 2022. Gegenüber den letzten Erhebungen in den Jahren 2020 (65 Prozent) und 2018 (64 Prozent) zeichnet sich allerdings ein leichter Rückgang ab.
Die Relevanz des Themas „Kriege und Terrorismus“ hat im Vergleich zur letzten Befragung um 11 Prozentpunkte zugenommen, alle anderen gesellschaftlichen Themen haben leicht an Wichtigkeit verloren – ein Umstand, der vermutlich dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Jahr der Befragung zuzuordnen ist. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass der Umweltschutz in den nächsten Jahren wieder an Bedeutung gewinnen wird.
Wie kann ich umweltbewusster leben?
Allerdings besteht ein großer Unterschied zwischen der allgemeinen Zustimmung für den Klimaschutz und dem tatsächlichen individuellen Verhalten. Beispielsweise würden über 70 Prozent der Deutschen gern nachhaltiger reisen – aber nur 7 Prozent setzen das auch in die Tat um.
Außerdem ist die Bereitschaft, das eigene Verhalten umweltfreundlicher zu gestalten, in den letzten Jahren zurückgegangen. Im Jahr 2020 bezogen noch 53 Prozent der Befragten Ökostrom, 2022 waren es nur noch 46 Prozent. Noch größer ist der Unterschied beim Kauf elektroeffizienter Geräte: 2018 gaben noch 51 Prozent der Befragten an, beim Kauf von Elektrogeräten immer die energieeffizientere Variante zu wählen. 2022 waren das nur noch 35 Prozent.
Insgesamt ist die allgemeine Zustimmung zum Klimaschutz in den letzten Jahren kaum abgeflacht. Klimafreundliches Verhalten hingegen ist in vielen Bereichen deutlich zurückgegangen.
Wie lässt sich dieser Unterschied psychologisch erklären?
Diese Differenz zwischen Absicht und tatsächlicher Handlung hat unter anderem psychologische Gründe:
- Der Low-Cost Effekt
Der Low-Cost Effekt besagt, dass die Bereitschaft für eine Verhaltensänderung dann am höchsten ist, wenn die Veränderung möglichst wenig zusätzlichen Aufwand bedeutet.
Ein Beispiel dafür ist klimafreundliche Mobilität: Während es in der Stadt oft problemlos möglich ist, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad oder Roller umzusteigen, haben LandbewohnerInnen oft keine andere Wahl, als mit dem Auto zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren. Ein weiteres Beispiel sind Bio-Lebensmittel, die häufig teurer sind als herkömmliche Angebote und daher möglicherweise nicht für jeden bezahlbar sind. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass eine umweltfreundliche Lebensweise für wohlhabende Menschen einfacher umzusetzen ist.
Das lässt sich auch statistisch nachweisen: Bei der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA) aus dem Jahr 2019 gaben 30 Prozent der Befragten mit hohem sozioökonomischen Status an, dass sie besonders an Umwelt und Natur interessiert sind. Bei den Befragten mit mittlerem sozioökonomischen Status lag der entsprechende Anteil bei 23 Prozent, bei den Befragten mit niedrigem sozioökonomischen Status bei 18 Prozent.
- Soziale Erwünschtheit
Der psychologische Effekt der sozialen Erwünschtheit ist eine bekannte Verzerrung in der Forschung und sorgt regelmäßig für fehlerhafte Studienergebnisse. Er besagt, dass Menschen dem Verhalten zustimmen, das sie für eine sozial erwünschte Norm halten.
Der Schutz der Natur ist eine solche “gesellschaftliche Norm”. Sich dagegen auszusprechen, wäre kontrovers. Darum ist zu erwarten, dass sich StudienteilnehmerInnen in Umfragen für den Schutz der Umwelt einsetzen, selbst wenn das nicht ihrer persönlichen Meinung entspricht. Der Effekt ist den Befragten dabei meist gar nicht bewusst.
- Die Macht der Gewohnheit
Auch beim Umweltbewusstsein ist es in vielen Fällen schlicht die Macht der Gewohnheit, die Menschen daran hindert, ihr Verhalten entsprechend anzupassen. Selbst wenn man sich dieses Jahr fest vorgenommen hat, weniger Essen wegzuwerfen oder weniger Strecken mit dem Auto zurückzulegen, ist das im Alltag oft nicht so einfach umzusetzen. Denn auch wenn der Vorsatz besteht, kauft man teils ganz automatisch dieselben Mengen wie zuvor oder plant nicht genügend Zeit ein, um den Weg zur Arbeit mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zurücklegen zu können.
- Die Selbstwirksamkeitserwartung
Die Selbstwirksamkeitserwartung spielt in der psychologischen Verhaltensforschung eine entscheidende Rolle. Sie bezieht sich darauf, wie sehr eine Person erwartet, dass sie durch ihre eigenen Fähigkeiten eine Handlung erfolgreich umsetzen kann. Einfach gesagt: Wenn Menschen glauben, dass sie durch ihre Aktionen selbst etwas bewirken können, haben sie eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung.
Dies gilt auch beim Umweltbewusstsein: Viele Menschen sind überzeugt, dass sie selbst wenig zur Klima- und Energiewende beitragen können. Stattdessen sehen sie eher Politik und Wirtschaft in der Verantwortung.
- Der First-Person Effekt
In diesem Zusammenhang ist auch der First-Person Effekt relevant: Dieses psychologische Phänomen beschreibt eine verzerrte Selbstwahrnehmung in Bezug auf gesellschaftliche Veränderungen. Wenn eine politische Botschaft als wünschenswert eingestuft wird, überschätzen Menschen häufig die Konsequenzen für ihr eigenes Handeln und unterschätzen gleichzeitig die Wirkung auf andere.
Im Bereich Umweltbewusstsein heißt das konkret, dass das Engagement für das Klima der "Anderen" grundsätzlich als gering eingestuft wird. Je weiter eine Gesellschaftsschicht geografisch und soziologisch von der eigenen Person entfernt ist, desto pessimistischer wird ihre Haltung zum Umweltschutz eingeschätzt. Dieser Fehlschluss hat konkrete Auswirkungen auf das eigene Verhalten: Da alle anderen scheinbar zu wenig für das Klima tun, nützt es nichts, das eigene Verhalten anzupassen. Verdeutlicht wird das durch das Argument: “Warum sollten wir etwas tun, wenn sich in China oder den USA sowieso nichts ändern wird.”
Wenn man das eigene Umweltbewusstsein konkret in den Alltag integrieren möchte, hilft es ungemein, diese psychologischen Denkmuster zu kennen und das eigene Verhalten dahingehend zu hinterfragen.
Umweltfreundlicher leben - 10 Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil.
Welche konkreten Änderungen haben im eigenen Alltag die größten Auswirkungen auf die Umwelt? Hier sind 10 einfache Tipps, die in jedem Fall einen Unterschied machen:
Tipp 1: Regional, saisonal und Bio essen.
Eine bedeutende Rolle im Hinblick auf Umweltbelastungen spielt die Ernährung. Denn die Herstellung, Verpackung und der Transport von Lebensmitteln beanspruchen erhebliche Ressourcen und erzeugen viel CO₂. Die wichtigsten Faktoren für umweltfreundliche Lebensmittel sind Saisonalität, regionale Zulieferer und biologischer Anbau. Zusätzlich sollte nur das gekauft werden, was auch wirklich verzehrt wird.
Tipp 2: Weniger konsumieren.
Unser Konsum trägt laut Umweltbundesamt zu etwa einem Drittel unserer CO2-Emissionen im privaten Bereich bei, z.B. durch den Kauf von Kleidung oder Elektrogeräten. Hier liegt ein großes Potenzial, das Klima zu entlasten und nachhaltiger zu leben. Es ist wichtig, bewusster zu konsumieren und sich bei jeder Kaufentscheidung zu fragen: Brauche ich das wirklich? Und wenn ja, reicht vielleicht auch weniger davon? Einige Beispiele sind das Reduzieren von Kleidungsstücken beim Einkauf, das Verwenden von weniger Duschgel und das Zurückhalten beim Kauf neuer Elektrogeräte.
Tipp 3: Ökostrom produzieren.
Strom ist unverzichtbar, allerdings ist der Strommix aus der Steckdose eine große Belastung für die Umwelt. Glücklicherweise kann jeder umweltfreundlichen Solarstrom von Zuhause aus produzieren – mit einem Balkonkraftwerk. So kannst Du die Umwelt schonen und mehrere hundert Euro Stromkosten pro Jahr sparen.
Tipp 4: Gebraucht statt neu kaufen.
Gebrauchte Waren zu kaufen, reduziert den eigenen CO₂-Fußabdruck erheblich. Unterschiedlichste Plattformen bieten eine Vielzahl von gebrauchten Gegenständen in guter Qualität zu oft günstigeren Preisen. Wenn die Dinge nicht mehr benötigt werden, können sie auch wieder weiterverkauft werden.
Tipp 5: Mehr duschen, weniger baden.
Umweltfreundliches Verhalten bedeutet auch, bewusst mit wichtigen Ressourcen umzugehen. Dies gilt insbesondere für Warmwasser, das erst energieintensiv erwärmt werden muss. Beim Baden werden durchschnittlich 200 Liter Warmwasser benötigt, während für zehn Minuten Duschen nur etwa 100 Liter verbraucht werden.
Tipp 6: Carsharing oder E-Auto nutzen
Mit zunehmender Bevölkerungsdichte in Städten und begrenzten Parkplätzen sind Carsharing-Optionen eine umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto. Die Herstellung von PKWs erfordert viele Ressourcen und Energie. Wenn Du nur gelegentlich ein Auto benötigst, ist Carsharing eine nachhaltige Wahl. Wenn das Auto regelmäßig genutzt wird, ist ein Elektroauto die umweltfreundlichste Alternative.
Tipp 7: Auf den Stand-by-Modus verzichten.
Unsere Ressourcen, insbesondere Strom, sind kostbar. Das Verzichten auf den Standby-Modus kann viel bewirken und tut nicht weh. Ein 2-Personen-Haushalt kann durch diese Maßnahme etwa 200 Kilowattstunden Strom und 100 Kilogramm CO₂ pro Jahr einsparen.
Tipp 8: Leihen, tauschen und teilen.
Sharing ist heutzutage eine umweltfreundliche Alternative zum Kaufen. Nicht alles muss jeder besitzen – viele Dinge können stattdessen ausgeliehen, getauscht oder geteilt werden. Bibliotheken bieten beispielsweise Bücher, Zeitschriften und Filme zum Ausleihen an. Kleidungsverleihe ermöglichen das Tragen schicker Outfits für besondere Anlässe. Nachbarn können Werkzeuge wie Bohrmaschinen und Rasenmäher gemeinsam nutzen. Das Teilen in sozialen Netzwerken und Nachbarschaftsplattformen fördert den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.
Tipp 9: Plastikmüll reduzieren.
Obwohl Plastik in den gelben Sack gehört, werden nur 16 Prozent des Kunststoffmülls darin tatsächlich recycelt. Daher ist es ratsam, Plastikverpackungen so weit wie möglich zu vermeiden. Dies kann erreicht werden, indem im Supermarkt unverpacktes Obst und Gemüse bevorzugt wird, Käse an der Frischetheke gekauft und Produkte wie Nudeln, Haferflocken und Putzmittel möglichst ohne Verpackung erworben werden.
Tipp 10: Die Raumtemperatur um ein Grad senken.
Im Winter ist eine warme Wohnung natürlich angenehm. Allerdings sind kleine Unterschiede von einem oder zwei Grad kaum zu bemerken. Durch das Senken der Raumtemperatur um nur ein Grad wird jedoch bereits erheblich weniger Energie verbraucht, was sowohl der Umwelt als auch dem eigenen Geldbeutel zugute kommt. Ein Einfamilienhaus kann durch diese Maßnahme etwa 1.000 Kilowattstunden Gas und 75 Euro oder mehr an Heizkosten pro Jahr einsparen.
Wie hat sich das Umweltbewusstsein in Deutschland in den letzten Jahren verändert?
Die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels bereiten vielen Menschen in Deutschland erhebliche Sorgen. Beispielsweise empfinden 85 Prozent der Befragten Trockenheit, Niedrigwasser und Dürren als sehr starke oder starke Folgen des Klimawandels. Etwas weniger, nämlich 83 Prozent, sehen dies bei Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser sowie bei Hitze (80 Prozent).
In Bezug auf die Bekämpfung des Klimawandels sehen die Befragten dringenden Handlungsbedarf. Etwa zwei Drittel halten es für sehr wichtig, den natürlichen Wasserrückhalt zu verbessern, um Überschwemmungen zu verhindern. Außerdem sollten Nadelwälder in robustere Mischwälder umgewandelt werden. Rund die Hälfte betrachtet den Bevölkerungsschutz vor Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser, den Schutz vor extremer Hitze durch kühlende Stadtnatur und Gebäudedämmung sowie bauliche Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen als sehr wichtig.
In Bezug auf mögliche Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel zeigt sich im Zeitvergleich eine deutliche Zunahme der Besorgnis. Während 2016 noch 59 Prozent der Befragten angaben, dass die Klimawandelfolgen ihrer Gesundheit erheblich oder stark schaden können, stieg dieser Anteil im Jahr 2022 auf 73 Prozent.
Der Umwelt- und Klimaschutz genießt in anderen Politikbereichen ebenfalls hohe Priorität für einen Großteil der Bevölkerung. Über die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass Umwelt- und Klimaschutz eine entscheidende Rolle in der Energie- und Landwirtschaftspolitik spielen sollten.
Fazit: Jeder kann etwas bewirken.
Der Klimawandel ist weiterhin eine der größten Herausforderungen der Moderne. Die Veränderungen, die wir heute vornehmen, werden die Zukunft unseres Planeten gestalten. Jeder kann einen Beitrag leisten, sei es durch kleine tägliche Handlungen oder durch die aktive Teilnahme an umweltfreundlichen Initiativen.
Dabei ist es wichtig, das eigene Umweltbewusstsein auch konkret in den Alltag zu integrieren. Deshalb sollte man sich vor allem auf Maßnahmen konzentrieren, die einfach umzusetzen sind und eine große Auswirkung auf das Klima haben.
Ein Balkonkraftwerk ist dafür die beste Möglichkeit: Die Anschaffungskosten für eine Mini-Solaranlage sind nicht hoch und der Aufbau kann ohne handwerkliche Vorkenntnisse in wenigen Minuten erledigt werden. Dabei hält ein Balkonkraftwerk im Durchschnitt 25 Jahre oder mehr und spart in dieser Zeit konstant Stromkosten und CO₂.