Überspannungsschutz und Blitzschutz für Photovoltaik: So schützt Du Deine PV-Anlage

Dominik Broßell
Redakteur

Blitzeinschläge sind selten – aber teuer. Wenn Du in Deine eigene PV-Anlage investierst, willst Du sie auch langfristig betreiben. Ein effektiver Überspannungsschutz für Photovoltaikanlagen gehört deshalb unbedingt mit zur Planung. Wir zeigen Dir, welche Gefahren bei Gewittern drohen, welche Schutzmaßnahmen sinnvoll sind und was gesetzlich vorgeschrieben ist.
Warum Blitzschutz für PV-Anlagen so wichtig ist
Statistisch gesehen wird ein Haus nur alle 6 Millionen Jahre direkt von einem Blitz getroffen. Klingt beruhigend? Ist es aber nicht – denn in Deutschland entladen sich jährlich rund 500.000 Blitze. Und: Etwa 17 % aller PV-Schäden werden durch Blitzeinschläge oder Überspannungen verursacht. Die gute Nachricht: Mit dem passenden Schutzkonzept kannst Du Dich zuverlässig absichern.

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Was genau ist eine Überspannung – und warum ist sie so gefährlich?
In einem gewöhnlichen Haushalt liegt die Netzspannung bei 230 Volt – darauf sind sämtliche Geräte im Haus ausgelegt. Kommt es jedoch zu einer Spannungsspitze, also einer plötzlichen Erhöhung der elektrischen Spannung, kann das schwerwiegende Folgen haben: Elektronik kann beschädigt werden, Geräte können überhitzen, im schlimmsten Fall droht ein Brand.
Diese Spannungsspitzen – sogenannte Überspannungen – entstehen häufig durch Blitzeinschläge, die auch in größerer Entfernung erfolgen können. Der Blitz muss dabei nicht einmal direkt in Dein Gebäude einschlagen – es reicht, wenn sich der Strom über das Stromnetz oder andere Leitungen fortsetzt.
Elektrische Geräte werden deshalb in sogenannte Überspannungskategorien eingeteilt. Diese geben an, welche maximale Stoßspannung ein Gerät aushalten kann – je nach Nähe zum Einspeisepunkt:
Kategorie I – bis 1.500 Volt:
Geräte mit eigenem Transformator oder externem Netzteil – z. B. Laptops, Router oder schnurlose Telefone.
Kategorie II – bis 2.500 Volt:
Klassische Haushaltsgeräte mit Kaltgerätestecker – etwa Fernseher, Kaffeemaschinen oder Toaster.
Kategorie III – bis 4.000 Volt:
Direkt angeschlossene Geräte wie Waschmaschine, Spülmaschine, Herd oder Industrieanlagen.
Kategorie IV – bis 6.000 Volt:
Geräte, die unmittelbar am Einspeisepunkt des Hauses installiert sind – z. B. Hauptschalter, Zähler oder Rundsteuerempfänger.

Blitzschutz und Überspannungsschutz – was ist der Unterschied?
Viele denken beim Thema Blitz sofort an den klassischen Einschlag in einen Baum oder einen Dachfirst. Doch bei Photovoltaikanlagen unterscheiden Fachleute zwischen zwei Arten von Schutzmechanismen, die unterschiedliche Risiken abdecken – beide sind wichtig, aber erfüllen völlig unterschiedliche Funktionen.
1. Äußerer Blitzschutz – der Schutzschild gegen Direkteinschläge
Der äußere Blitzschutz ist dafür zuständig, einen direkten Blitzeinschlag gezielt abzuleiten und Schäden an Deiner PV-Anlage – oder schlimmer noch: am gesamten Gebäude – zu verhindern. Hier kommen klassische Blitzableiter ins Spiel: Sie fangen den Blitz an einem definierten Punkt ab und leiten die enorme Energie über spezielle Erdungsleitungen sicher ins Erdreich ab.
Zu einem äußeren Blitzschutzsystem gehören typischerweise:
- Fangstangen oder Ableiter auf dem Dach
- Ein Trennungsabstand zwischen Modulfläche und Ableitung
- Erdungsanlagen, die den Blitzstrom direkt und verlustarm in die Erde führen
2. Innerer Überspannungsschutz – Schutz vor indirekten Schäden
Während der äußere Schutz den direkten Einschlag verhindert, ist der innere Blitzschutz dafür zuständig, die elektrischen Geräte im Haus – einschließlich Deiner PV-Anlage – vor Spannungsspitzen zu schützen, die durch einen Blitzeinschlag in der Umgebung entstehen.
Dabei wird kein Gebäude getroffen, aber durch elektromagnetische Felder oder das Stromnetz können sekundäre Überspannungen entstehen, die sich in Millisekunden über Leitungen ausbreiten – und Wechselrichter, Router, Speicher oder Haushaltsgeräte zerstören können.
Der innere Überspannungsschutz besteht aus sogenannten Surge Protective Devices (SPD). Diese Bauteile sind meist in der Nähe des Wechselrichters oder im Zählerschrank installiert und sorgen dafür, dass gefährliche Spannungsüberschüsse automatisch und blitzschnell in die Erde abgeleitet werden.

Warum beide Schutzarten notwendig sind
Nur wenn äußerer und innerer Schutz Hand in Hand arbeiten, ist Deine Photovoltaikanlage wirklich abgesichert:
- Der äußere Schutz verhindert Schäden durch Direkteinschläge.
- Der innere Schutz schützt vor Spannungswellen, die aus der Ferne kommen.
Direkter Blitzeinschlag: Was passiert?
Ein Direkteinschlag in Deine PV-Anlage ist extrem selten, aber gravierend. Es fließen mehrere 100.000 Ampere durch die Anlage, begleitet von extremer Spannung. Ohne äußeren Blitzschutz kann das Solarmodul, der Wechselrichter und sogar die Hausinstallation zerstört werden.

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Indirekter Einschlag oder Naheinschlag: Die unterschätzte Gefahr
Blitzt es in der Umgebung (bis 500 m), entstehen magnetische Felder, die sich in Form von Überspannungen über das Stromnetz in Deine PV-Anlage einschleichen können. Diese Spannungsspitzen sind tückisch: Du merkst oft erst später, dass Module, Wechselrichter oder andere Geräte beschädigt wurden.
👉 Tipp: Ein innerer Überspannungsschutz ist daher immer sinnvoll – selbst bei kleinen Anlagen!
Schutzmaßnahmen: So sicherst Du Deine Anlage ab
Äußerer Blitzschutz
Ein Blitzableiter leitet Einschläge kontrolliert in die Erde ab – ohne dass Module oder Dach Schaden nehmen. Besteht bereits ein Blitzschutzsystem am Gebäude, muss dieses beim Anschluss der PV-Anlage berücksichtigt werden.
🔧 Wichtig: Fangstangen oder Ableitungen dürfen keine brennbaren Bauteile berühren und müssen fachgerecht installiert werden.
Innerer Überspannungsschutz (SPD)
Das Herzstück ist das Überspannungsschutzgerät (engl. SPD = Surge Protective Device). Es erkennt gefährliche Spannungsanstiege und leitet diese sicher zur Erdung ab – bevor sie Schaden anrichten.
💡 Pflicht seit 2018: Bei jeder neuen PV-Anlage muss der Überspannungsschutz auf AC- und DC-Seite installiert werden. Auch bei Erweiterungen bestehender Anlagen ist eine Nachrüstung vorgeschrieben!
Was kostet ein Blitzschutz für Deine Photovoltaikanlage?
Die Kosten variieren, je nach Situation:
Schutzmaßnahme | Preisrahmen |
---|---|
Innerer Blitzschutz (SPD) | 600 – 1.600 € |
Äußerer Blitzschutz | 1.000 – 3.000 € |
Potentialausgleich & Erdung | 500 – 4.500 € |
Gesamtkosten Blitzschutz | 2.100 – 9.100 € |
✅ Gut zu wissen: Wenn ein Blitzschutzsystem bereits vorhanden ist, liegen die Kosten für die Integration der PV-Anlage meist nur bei 300 – 500 €.
Gesetzliche Vorgaben zum Blitzschutz bei PV-Anlagen
Obwohl Blitzeinschläge selten sind, sind die gesetzlichen Regelungen zum Schutz von Gebäuden und elektrischen Anlagen in Deutschland sehr genau – und das aus gutem Grund. Denn durch einen einzigen Blitzeinschlag können existenziell teure Schäden entstehen. Damit das nicht passiert, sind verschiedene Schutzmaßnahmen gesetzlich verpflichtend, abhängig von Gebäudetyp, Anlagengröße und Installationszeitpunkt.
Wann ist ein äußerer Blitzschutz gesetzlich vorgeschrieben?
Ein äußerer Blitzschutz – also ein klassisches Blitzableiter-System – ist nicht bei jeder PV-Anlage Pflicht. Allerdings schreibt die DIN EN 62305 einen äußeren Blitzschutz für bestimmte Gebäudetypen ausdrücklich vor:
- Gebäude mit einer Höhe über 20 Metern
- Freistehende Gebäude in exponierter Lage (z. B. auf Hügeln oder Kuppen)
- Gebäude mit erhöhtem Brandrisiko, etwa mit Reet-, Holz- oder Strohdächern
- Öffentliche Einrichtungen, in denen sich regelmäßig viele Menschen aufhalten (z. B. Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser)
Innerer Blitzschutz: Pflicht seit 2018
Seit dem 14. Dezember 2018 gelten die überarbeiteten Normen DIN VDE 0100-443 und DIN VDE 0100-534. Diese schreiben für jede neu installierte PV-Anlage verbindlich vor:
Es muss ein Überspannungsschutzsystem vorhanden sein, das Geräte und Leitungen vor transiente Überspannungen schützt – unabhängig davon, ob ein äußerer Blitzschutz besteht oder nicht.
Alle Anlagen, die seit Ende 2018 installiert wurden – egal ob auf dem Dach eines Einfamilienhauses oder als Balkonkraftwerk – müssen einen inneren Überspannungsschutz besitzen.
Nachrüstpflicht bei Umbauten oder Erweiterungen
Auch bei älteren Anlagen besteht unter bestimmten Bedingungen eine Nachrüstpflicht:
- Wird die Anlage erweitert (z. B. durch zusätzliche Module oder Speicher), ist der nachträgliche Einbau eines Überspannungsschutzes gesetzlich vorgeschrieben.
- Auch bei einem Austausch des Wechselrichters oder bei größeren Umbauten an der Elektroinstallation muss womöglich ein entsprechender Schutz installiert oder nachgerüstet werden.
Und was ist mit bestehenden Altanlagen?
Für PV-Anlagen, die vor 2018 in Betrieb genommen wurden und seither nicht verändert wurden, besteht aktuell keine Pflicht zur Nachrüstung. Dennoch ist ein nachträglicher Einbau eines Überspannungsschutzes dringend empfehlenswert – insbesondere bei Anlagen, die auf Gebäuden mit hohem Schadenspotenzial montiert sind.
Denn: Im Schadensfall kann der fehlende Schutz nicht nur die Technik zerstören, sondern auch den Versicherungsschutz gefährden. Viele Wohngebäudeversicherungen setzen mittlerweile einen Überspannungsschutz voraus, um überhaupt für Blitzschäden aufzukommen.
Fazit: Blitzschutz lohnt sich – für Dich und Deine PV-Anlage
Ein effektiver Überspannungsschutz schützt nicht nur Deine Solaranlage, sondern auch die gesamte Hausinstallation.


Als euer Experte für Solartechnik und erneuerbare Energien informiert euch Dominik regelmäßig im priwatt-Blog über alles Wissenswerte rund um die Themen Balkonkraftwerk, PV, Stromtarife, Batteriespeicher und Co.