Heizen mit Strom ▷ Gute Idee oder teure Alternative?
Heizen mit Strom: Wie Dir Deine PV-Anlage beim Heizkosten sparen hilft
Über das Heizen mit Strom gibt es viele Mythen: Strom ist eine ‘edle’ Energie. Er darf nicht zum Heizen verschwendet werden. Seine CO2-Bilanz ist nicht gut genug, um ihn als Energiequelle für die Heizung zu verwenden – aber stimmt das noch? Und wie verändert sich die Situation mit dem Fortschreiten der Energiewende? In diesem Beitrag erfährst Du alles Wichtige zum Heizen mit Strom. Zudem geben wir Dir Tipps, wie Du durch Solarstrom Deine Heizkostenabrechnung merklich verkürzen kannst.
Generell hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem Energiemarkt getan. Die Kosten für Gas und Öl sind stark gestiegen und viele Menschen in Deutschland sind sich unsicher, wie die Abrechnung ihrer Energiekosten nach dem Winter aussehen wird. Einige Grundversorger haben sogar bereits angekündigt, ihre Preise ab Oktober mehr als zu verdoppeln. Die Möglichkeit, die Mehrkosten mit Photovoltaik abzufedern, kommt da sehr gelegen.
Heizen mit Strom – die Lösung aller Probleme oder doch nur eine teure Alternative?
Wie Du siehst, besteht Handlungsbedarf und die Möglichkeit, mit Solarstrom gegenzusteuern, kommt da gelegen. Aber dazu ist zuerst einmal eine Heizung notwendig, die mit Strom versorgt werden kann. Im Grunde funktioniert jede Elektroheizung gleich: Strom (elektrische Energie) wird in Wärme (thermische Energie) umgewandelt. Ein meist metallischer Heizleiter wird durch den Strom erhitzt und gibt diese Wärme in Form von Strahlungs- oder Konvektionswärme ab.
Elektroheizungen kamen bereits in den 1950er-Jahren auf. Sie wurden schon damals als praktische Alternative zum Heizen mit Gas oder Öl betrachtet. In den 1970er-Jahren wurden E-Heizungen dann hierzulande populär. Kraftwerke erzeugten zu dieser Zeit noch Stromüberschüsse, die allerdings spätestens mit der Einführung von Nachtstromtarifen der Vergangenheit angehörten. Mit den immer weiter steigenden Strompreisen sank die Popularität von Elektro-Heizungssystemen jedoch wieder.
Was spricht für die Nutzung von Strom zur Heizung…
Beginnend bei der Installation fällt bei vielen E-Heizungen ein verhältnismäßig geringer Aufwand an. Für die Inbetriebnahme der meisten strombetriebenen Heizungen benötigst Du nämlich lediglich einen Stromanschluss. Zudem hast Du dabei den Vorteil, dass kein Abgassystem wie ein Schornstein oder LAS-Rohr für die Heizungsanlage benötigt wird. Auch für Technik hinter dem Heizsystem bedarf es keine extra Räumlichkeiten, in denen Brennstoff oder Ähnliches gelagert werden muss.
Was die Anschaffungskosten betrifft, ist eine E-Heizung ebenfalls als verhältnismäßig günstige Option für die Nachrüstung zu betrachten. Viele VerbraucherInnen neigen deswegen dazu, das Heizen mit Strom grundsätzlich als Ausweg aus der Energiekrise zu sehen, aber dabei ist Vorsicht geboten: Stromheizungen sollten vor allem für Räume wie das Bad oder eventuelle Gästezimmer genutzt werden, die nur temporär beheizt werden müssen. Denn bei einer großflächigen Dauernutzung an kalten Wintertagen kann auch die E-Heizung schnell zur teuren Anschaffung werden.
…und was spricht gegen diese Heizmethode?
Generell haben die meisten Elektroheizungen einen relativ hohen Stromverbrauch, denn immer wenn dauerhaft Strom für die Erwärmung zugeführt werden muss, fällt auch eine entsprechend hoher Verbrauch an. Das siehst Du auch an Deinen Haushaltsgeräten wie der Kaffeemaschine, dem Wasserkocher und dem E-Herd, die deutlich mehr Strom benötigen als z.B. Dein Laptop, der länger am Stück läuft. Beziehst Du also den gesamten Strom für die E-Heizung aus dem öffentlichen Netz, ist diese Methode keine echte Alternative bei der Dauerheizung. Denn auch in der derzeit herrschenden Krise sind Öl und Gas als Primärrohstoffe noch deutlich günstiger als Strom. Dieser kann nämlich nicht direkt verbrannt werden, sondern muss bekanntlich erst erzeugt bzw. in Energie umgewandelt werden. Selbst bei den stark gestiegenen Gaspreisen von mehr als 12 Cent pro Kilowattstunde besteht immer noch eine große Diskrepanz zum Strompreis, der ebenfalls stetig steigt und mittlerweile bei über 30 Cent/kWh angesiedelt ist. Besonders für Altbauten, die häufig über eine schlechtere Wärmedämmung verfügen als neuere Gebäude, fällt schnell ein größerer Energiebedarf an. Bei einer Heizung, die mit Strom versorgt wird, bringt das dementsprechend hohe Heizkosten mit sich.
Und auch die Umweltbilanz des Stroms aus dem Netz muss eher auf der Seite der Nachteile genannt werden. Im aktuellen Strommix ist Kohle weiterhin der wichtigste Energieträger. Stromheizungen emittieren damit über 500 Gramm CO2 pro Stunde, während eine Gasheizung in der gleichen Zeit nur ungefähr die Hälfte ausstößt. Das große Problem bei diesem Aspekt ist also die Art der Stromerzeugung, die in Deutschland einen noch zu kleinen Anteil an erneuerbaren Energien enthält. Viele VerbraucherInnen nehmen dies deswegen selbst in die Hand und erzeugen Strom mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach. Auch wenn Du zur Miete wohnst, kannst Du mit einer Stecker-Solaranlage den eigenen Solarstrom zur Versorgung der Heizgeräte nutzen. So wird die Kombination aus Photovoltaik & Heizung für alle zur realisierbaren Möglichkeit, den steigenden Energiepreisen etwas entgegenzusetzen.
Heizen mit Photovoltaik gleicht die Nachteile aus
Wenn Du eine Photovoltaikanlage für die Stromerzeugung nutzt, ist diese im Normalfall an das Stromnetz des Hauses angeschlossen. Während große Photovoltaikanlagen dafür einen Festanschluss nutzen, kannst Du eine Stecker-Solaranlage getreu dem Motto ‘Plug & Play’ an die Steckdose in Deinem Haus anschließen. Für die Versorgung einer Stromheizung kann auch ein Direktanschluss an die Solaranlage dienen, um diese als Photovoltaik-Heizung zu nutzen. Gerade PV-Anlagen, deren Solarmodule mit monokristalliner Zelltechnologie ausgestattet sind, erzeugen auch im Winter, wenn die Sonne deutlich weniger stark scheint, beachtliche Mengen Solarstrom und sind somit in der Lage, einen Teil der Energiekosten zu tragen.
In unserem Artikel zu den Erträgen einer Photovoltaikanlage im Winter erfährst Du dazu alles Weitere.
Rechnet man die Kosten für die Umsatzsteuer auf Eigenverbrauch bei einer Photovoltaikanlage mit ein, erzeugst Du mit ihr Solarstrom für etwa 5 bis 15 Cent/kWh und liegst somit deutlich unter den 30 Cent/kWh für Strom aus dem öffentlichen Netz und auch noch unter den derzeit gültigen Gaspreisen. Mit der Verwendung von Photovoltaik ist Heizen mit Strom zurzeit also die günstigste Option.
In der Zukunft wird mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien die Bedeutung der Elektroheizung weiter zunehmen. Dabei spielen besonders Wärmepumpen eine große Rolle, die einen verhältnismäßig geringen Stromverbrauch mitbringen. Überschüsse in der Stromerzeugung durch Solar- oder Windenergie könnten in sogenannte Nachtspeicheröfen geleitet und tagsüber in Form von Wärme wieder abgegeben werden. Zudem birgt auch die Weiterentwicklung von Stromspeichern großes Potenzial. Die dauerhafte Nutzung der meisten anderen E-Heizungen als einzige Heizungsanlage im Haus ist aufgrund ihres hohen Stromverbrauchs weiterhin mit Vorsicht zu genießen. Allerdings können auch diese Heizgeräte bei gezielter Verwendung und unter Einbezug von Photovoltaik-Strom mit neutraler CO2-Bilanz betrieben werden.
Elektroheizung: Welches System eignet sich als Photovoltaik-Heizung?
Unter den strombetriebenen Heizungen gibt es einige Auswahlmöglichkeiten. Dabei eignet sich nicht jede Stromheizung auch für jeden Zweck. Im Folgenden geben wir Dir einen Überblick über die wichtigsten Arten von E-Heizungen und deren Kompatibilität mit Deiner Photovoltaikanlage.
1. Wärmepumpenheizung
Die zuvor erwähnte Wärmepumpe nutzt Strom, um die natürlich vorhandene Umweltwärme von Wasser oder der Umgebungsluft anzuheben und damit die Innenräume des Hauses zu heizen. Die Versorgung der Pumpe wird in der Industrie bereits häufig mit Solarstrom unterstützt, wodurch sie sich auch zu Hause für das Heizen mit Photovoltaik anbietet. Wie Du bereits weißt, benötigt die Wärmepumpe vergleichsweise geringe Mengen Strom. Jedoch ist sie häufig mit sehr hohen Anschaffungskosten verbunden.
2. Heizlüfter
Heizlüfter erhitzen die zuvor angesaugte Umgebungsluft über Heizdrähte und geben sie mit Hilfe eines Gebläses wieder an den Raum ab. Diese Heizgeräte werden häufig nur für spezielle Zwecke eingesetzt, da sie störende Betriebsgeräusche erzeugen, die Raumluft schneller stickig wirkt und viele Menschen warme Zugluft ohnehin nicht als angenehm empfinden. Das Heizen mit Photovoltaik ist mit Heizlüftern schwieriger, da sie aufgrund ihres hohen Stromverbrauchs eher nicht für den Dauerbetrieb geeignet sind. Um also den Betriebszeitraum nicht an die Sonne koppeln zu müssen, kann die Nutzung eines Stromspeichers hilfreich sein. Mit diesen Speichern kannst Du Deinen Solarstrom nutzen, wenn Du ihn wirklich brauchst.
3. Speicherheizungen
Die Nachtspeicherheizung wird auch Nachtspeicherofen genannt und nutzt einen Wärmespeicher, der über günstigen Nachtstrom aufgeheizt wird. Nach 22 Uhr verbrauchter Strom ist in einigen Stromtarifen günstiger. So soll der Anreiz geschaffen werden, den gesamten Stromverbrauch gleichmäßiger über den Tag zu verteilen. Dafür wird ein separater Stromzähler benötigt, der den Verbrauch von Nachtstrom erfasst. Wie zuvor erwähnt, machen Speicherheizungen wegen der hohen Strompreise vor allem dann Sinn, wenn sie in Kombination mit einer Photovoltaikanlage eingesetzt werden.
4. Teilspeicherheizungen
Auch diese Heizsysteme verfügen über einen Wärmespeicher. Dieser besteht meist aus Naturstein, weshalb sie auch Marmorheizung oder Natursteinheizung genannt werden. Durch Strom wird das Speichermaterial erwärmt und gibt anschließend seine Wärme sowohl in Form von Strahlungswärme als auch über Konvektionswärme ab. Die Funktion als Speicher kann hier genutzt werden, um die Versorgung der Heizung mit dem Solarstrom einer Photovoltaikanlage zu unterstützen.
5. Radiatorheizungen
Radiatoren nutzen Heizwasser oder Öl als Medium, das mit Strom erhitzt wird und somit Wärme an die Umgebungsluft abgibt. Die Kosten in der Anschaffung sind hier gering, die Heizleistung allerdings überschaubar. Auch wenn die alleinige Nutzung von Radiatoren wenig Sinn für den Haushalt ergibt, können sie mit Solarstrom versorgt die üblichen Heizmethoden unterstützen. Im Frühling werden zentrale Heizsysteme häufig bereits abgeschaltet.
6. Infrarotheizung
Infrarotheizungen geben wenig überraschend Wärme in Form von Infrarotstrahlen ab. Diese Strahlen haben eine größere Wellenlänge als das sichtbare Licht und erwärmen nicht die Umgebungsluft, sondern Festkörper, die angestrahlt werden. So entsteht nicht der Eindruck von trockener Raumluft wie bei der Konvektionswärme. Schau’ Dir auch gern unseren Artikel zur Solarheizung an, in dem wir die Infrarotheizung und einige andere spezielle Möglichkeiten zum Heizen mit Photovoltaik bereits genauer erklärt haben.
7. Fernwärme
Das Prinzip der Fernwärme zieht Energie als Nebenprodukt der Stromerzeugung zum Heizen heran. Wie Du vielleicht weißt, wird bei der Stromerzeugung in der Regel auch Wärme freigesetzt. Diese Wärme kann direkt vom Kraftwerk über Rohrleitungen in die Haushalte befördert werden, die an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Dies gilt als effiziente Technik. Die Kombination mit Photovoltaikanlagen erfolgt allerdings eher indirekt über die Einspeisung in das Hausstromnetz.
FAQ: Deine Fragen zum alternativen Heizen
Wie sinnvoll ist es, mit Strom zu heizen?
Heizen mit Strom bietet viele Möglichkeiten, hohen Heizkosten entgegenzuwirken. Da die Stromkosten allerdings deutlich höher sind als die für die Primärrohstoffe Gas und Öl, ist eine dauerhafte Beheizung durch Netzstrom nicht rentabel. Mit einer Photovoltaik-Anlage kann allerdings selbst erzeugter Solarstrom zur Versorgung der Elektroheizung genutzt werden.
Hat Heizen mit Strom Zukunft?
Wie sich die Energiepreise entwickeln, ist nur schwer vorauszusagen. Sparsame Heizsysteme wie Wärmepumpen in Kombination mit Solarstrom aus Photovoltaik-Anlagen bieten jedoch die Option, bei geringen Betriebskosten zu heizen. Zudem kann ein Speicher, deren zukünftige Entwicklung von großer Bedeutung für die Energiebranche ist, für Wärme oder Strom verwendet werden.
Was ist die günstigste Art, mit Strom zu heizen?
Um kostengünstig mit Strom zu heizen, sollte eine Photovoltaik-Anlage zur Versorgung der Heizgeräte mit Solarstrom genutzt werden. Diese kann auf dem Dach des Hauses montiert oder als Stecker-Solaranlage für den Balkon oder Garten installiert werden.
Kann man mit einer Photovoltaikanlage ein Haus heizen?
Eine PV-Anlage mit monokristalliner Zelltechnologie erzeugt auch im Winter gute Solarstrom-Erträge. Damit können sie den Bedarf einer Elektroheizung an Strom aus dem öffentlichen Netz stark reduzieren. Eine reine Photovoltaik-Heizung empfiehlt sich allerdings eher als Unterstützung zum bestehenden Heizsystem.
Wann lohnt sich das Heizen mit Strom aus der Solaranlage?
Neben der Versorgung der Haushaltsgeräte mit Solarstrom lohnt sich auch das Heizen mit Photovoltaik. Eine elektrische Heizung kann sowohl direkt an die Photovoltaik-Anlage angeschlossen als auch über das Hausnetz mit dem zuvor eingespeisten Solarstrom versorgt werden. Die Stromkosten können so im Vergleich zum reinen Betrieb mit Strom aus dem öffentlichen Netz deutlich reduziert werden.