Dynamische Stromtarife nutzen: Mehr sparen dank smartem Lastmanagement

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Dominik Broßell

Redakteur

StromtarifLesezeit 8 Minuten
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Dynamische Stromtarife sind für viele Haushalte noch ein relativ neues Thema, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung. Im Gegensatz zu klassischen Stromtarifen mit festen Preisen pro Kilowattstunde orientieren sich dynamische Modelle an den aktuellen Marktpreisen an der Strombörse. Das bedeutet, dass der Strompreis im Tagesverlauf schwankt: mal ist er günstiger, mal teurer. Mit einem intelligenten Energiemanagementsystem (HEMS) können Haushalte und Unternehmen diese Schwankungen jedoch aktiv nutzen, indem sie ihren Stromverbrauch gezielt in die günstigen Zeiten verlagern.

Dieser Blogbeitrag erklärt Dir, wie dynamische Tarife funktionieren, welche Voraussetzungen es gibt und wie Lastmanagement dafür sorgt, dass Dein Haushalt mit E-Auto, Wärmepumpe oder PV-Anlage besonders effizient wird.

Strompreise clever ausnutzen

Strom ist nicht immer gleich teuer. Während Du bei Standardtarifen bei deinem Stromanbieter einen festen Preis pro Kilowattstunde zahlst, orientieren sich dynamische Tarife an den tatsächlichen Börsenpreisen. Die Preise entstehen durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.

  • Wenn viel Wind- und Sonnenenergie ins Netz eingespeist wird, sinkt der Börsenstrompreis oft deutlich.
  • In Zeiten hoher Nachfrage und wenig erneuerbarer Erzeugung können die Preise dagegen steigen.

Dynamische Stromtarife wie Orbit Energy entfalten ihren größten Nutzen in Haushalten, die ihren Stromverbrauch flexibel steuern können. Dazu zählen etwa E-Autos, Wärmepumpen oder PV-Anlagen mit Batteriespeicher. In diesen Fällen lassen sich energieintensive Geräte gezielt in Zeitfenster mit niedrigen Strompreisen verschieben. So lädt das Auto dann zum Beispiel nachts bei günstigen Börsenpreisen, die Wärmepumpe läuft bei hohem Wind- oder Solarstromangebot, und der Speicher wird dann gefüllt, wenn der Strompreis am niedrigsten ist. Auf diese Weise senkst Du Deine Stromkosten deutlich, ohne auf Komfort verzichten zu müssen, und nutzt gleichzeitig aktiv die Chancen der Energiewende.

Stromkosten reduzieren mit dynamischen Tarifen

Wie funktioniert ein dynamischer Stromtarif?

Der Preis für einen dynamischen Stromtarif hängt vom Day-Ahead-Markt der Strombörse ab. Dort werden die Preise für jede Stunde des Folgetages festgelegt. Ein Energieversorger stellt diese Werte in einer App oder auf einem Online-Portal dar. So können KundInnen genau sehen, wann der Strom am günstigsten ist.

Beispiel:

  • Mittags scheint die Sonne stark → viel PV-Strom im Netz → der Arbeitspreis sinkt oft auf wenige Cent pro Kilowattstunde.
  • Abends zwischen 18 und 21 Uhr → hohe Nachfrage, wenig erneuerbare Einspeisung → der Strompreis steigt.

Wenn Du Deine Geräte flexibel steuerst, kannst Du so Deine Stromkosten im Vergleich zum Standardverbrauch deutlich senken. Du zahlst nicht immer denselben Preis, sondern profitierst von den Schwankungen bzw. Phasen mit niedrigen Marktpreisen.

Finanzielle Wirkung

Nehmen wir mal an, der durchschnittliche Arbeitspreis eines Standardtarifs liegt bei 30 Cent/kWh. In den günstigeren Stunden kann ein dynamischer Tarif dagegen auf 10 bis 15 Cent/kWh fallen, manchmal sogar darunter. Wenn Du regelmäßig Verbraucher wie Waschmaschine, Trockner oder E-Auto in diese Phasen verlagert, kannst Du im Jahr leicht mehrere Hundert Euro sparen.

Lastmanagement beim smarten Energiemanagement

Dynamische Stromtarife entfalten ihre Vorteile erst in Kombination mit intelligentem Lastmanagement. Dabei wird der Stromverbrauch im Haushalt nicht zufällig verteilt, sondern gezielt in Zeiten mit besonders günstigen Kilowattpreisen oder viel verfügbarem Solarstrom verschoben.

Die Rolle des HEMS

Ein Home Energy Management System (HEMS) übernimmt die zentrale Steuerung dieser Prozesse. Es sammelt kontinuierlich Daten über Deinen aktuellen Verbrauch, die Produktion der PV-Anlage sowie die Preisentwicklung an der Strombörse. Auf Basis dieser Informationen trifft das System Entscheidungen.

  • Analyse: Das HEMS erkennt in Echtzeit, wie viel Strom im Haushalt gerade genutzt wird, welche Geräte aktiv sind und wie hoch der aktuelle oder kommende Strompreis ist.
  • Entscheidung: Anschließend bewertet das System, ob es günstiger ist, Strom direkt aus der PV-Anlage zu verwenden, Energie aus dem Speicher zu ziehen oder Netzstrom zu beziehen.
  • Steuerung: Verbraucher wie Wallbox, Wärmepumpe oder Haushaltsgeräte werden automatisch in günstige Zeitfenster verschoben. Das passiert regelbasiert, zum Beispiel nach dem Prinzip „Run on Solar“ oder „Run on Price“.

Praxisbeispiele

Wie das im Alltag funktioniert, zeigen typische Szenarien:

  • Waschmaschine oder Trockner starten automatisch in den frühen Morgenstunden oder nachts, wenn die Kilowattstunde nur wenige Cent kostet.
  • Eine Wärmepumpe läuft verstärkt in Zeiten niedriger Preise und nutzt zusätzlich den Überschussstrom der PV-Anlage, wodurch die Heizkosten sinken.
  • Das E-Auto lädt entweder nachts bei niedrigen Börsenpreisen oder tagsüber direkt mit PV-Strom, je nachdem, was günstiger ist und zu Deinem Fahrplan passt.

Dynamischer Stromtarif: Vorteile und Nachteile

Vorteile

  • Kostenoptimierung: Wer Verbrauch flexibel verschiebt, spart spürbar bei den Stromkosten.
  • Transparenz: Über Apps kannst Du Preise in Echtzeit sehen und planen.
  • Perfekte Ergänzung für PV-Anlagen: Überschüssiger Solarstrom kann intelligent mit günstigen Netzbezug kombiniert werden.
  • E-Mobilität und Wärmepumpen: Geräte mit hohem Verbrauch lassen sich gezielt in günstige Zeiten steuern.

Nachteile

  • Flexibilität nötig: Nicht jedes Gerät lässt sich verschieben. Spontanverbrauch bleibt oft teuer.
  • Preisschwankungen: Bei hoher Nachfrage können Preise auch steigen. Dann ist Netzstrom teurer.
  • Voraussetzungen: Ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) ist Pflicht, um dynamische Tarife nutzen zu können.
  • Komplexität: Ohne HEMS oder Apps ist die manuelle Steuerung umständlich.

Fazit: Dynamische Tarife sind ideal für Haushalte mit PV-Anlage, Balkonkraftwerk-Speicher oder E-Auto. Wer dagegen keine Flexibilität beim Stromverbrauch hat, ist mit einem klassischen Tarif oft besser beraten.

Voraussetzungen für die Nutzung

Damit Du einen dynamischen Stromtarif sinnvoll nutzen kannst, müssen bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein. Nur so lassen sich die flexiblen Preise tatsächlich in Ersparnisse umwandeln.

Smart Meter Pflicht

Grundlage ist ein intelligentes Messsystem (iMSys), das Deinen Stromverbrauch viertelstundengenau misst und automatisch an den Stromversorger übermittelt. Ab 2025 beginnt für Haushalte mit einem höheren Verbrauch sowie für größere PV-Anlagen der verpflichtende Rollout. Auch kleinere Haushalte können freiwillig umrüsten, wenn sie von dynamischen Tarifen profitieren möchten.

App oder Online-Zugang

Die Preis- und Verbrauchsdaten werden vom Energieversorger in Echtzeit übermittelt, in der Regel über eine App oder ein Online-Portal. Dort kannst Du genau ablesen, zu welchen Stunden der Strompreis sinkt oder steigt. Diese Transparenz ist die Grundlage für jegliche Optimierung.

Flexibilität im Verbrauch

Ein dynamischer Tarif lohnt sich nur, wenn Du Deinen Stromverbrauch zeitlich verschieben kannst. Typische Beispiele hierfür sind E-Autos, Wärmepumpen, Geschirrspüler oder Waschmaschinen. Wer solche Geräte flexibel startet, kann regelmäßig in günstige Preisfenster ausweichen.

HEMS für Automatisierung

Ein Home Energy Management System (HEMS) erleichtert die Umsetzung enorm. Es steuert Verbraucher automatisch nach Regeln wie „Run on Price” oder „Run on Solar”. Damit musst Du nicht ständig selbst umplanen, sondern Dein Haushalt reagiert eigenständig auf günstige Preise oder PV-Überschüsse.

Verbindung von PV-Anlage und dynamischen Tarifen

Ein dynamischer Stromtarif wird in Kombination mit einer Photovoltaikanlage richtig interessant. Hier treffen zwei Faktoren aufeinander: eigener, kostenloser Solarstrom vom Dach und flexible Strompreise am Markt. Dadurch eröffnen sich Haushalten mehrere Strategien, um den Energieeinsatz optimal zu steuern.

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Eigenverbrauch maximieren

Zum einen lässt sich der Eigenverbrauch erhöhen. Der von der PV-Anlage erzeugte Strom wird vorrangig im Haus genutzt, beispielsweise für Haushaltsgeräte, die Wärmepumpe oder die Wallbox. Ein Batteriespeicher sorgt zusätzlich dafür, dass der selbst produzierte Strom nicht nur mittags, sondern auch am Abend oder frühen Morgen verfügbar ist. Mit einem Home Energy Management System (HEMS) werden diese Prozesse automatisiert gesteuert: Zunächst wird der Speicher gefüllt, dann werden flexible Verbraucher aktiviert und erst anschließend wird überschüssiger Strom ins öffentliche Netz eingespeist. So bleibt der Eigenverbrauchsanteil hoch und es wird weniger Strom unvergütet weitergegeben.

Netzstrom clever als Ergänzung nutzen

In Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint (etwa nachts oder an trüben Wintertagen), greift das HEMS auf das Stromnetz zurück. Dank des dynamischen Tarifs erfolgt dieser Bezug jedoch nicht willkürlich, sondern gezielt in den Stunden, in denen der Börsenpreis besonders niedrig ist. Damit ist sichergestellt, dass die Stromkosten auch in verbrauchsstarken Phasen wie am Abend möglichst gering bleiben.

Der entscheidende Vorteil liegt also im Doppelnutzen. Tagsüber nutzt der Haushalt den selbst produzierten PV-Strom und erhöht mithilfe von Speicher und HEMS den Eigenverbrauchsanteil. Wenn zusätzlicher Strom benötigt wird, liefert der dynamische Tarif günstige Netzenergie. So entsteht eine Art Hybridmodell aus hoher Eigenversorgung und kosteneffizientem Restbezug, das Haushalten maximale Flexibilität und deutliche Einsparungen ermöglicht.

Beispiele aus der Praxis

E-Auto Laden mit dynamischen Stromtarifen: So sparst Du bares Geld

Dynamische Stromtarife ermöglichen es Dir, Dein E-Auto gezielt dann zu laden, wenn die Strompreise am Markt besonders günstig sind. Mit einer intelligenten Wallbox programmierst Du das Auto so, dass es nur in Phasen unter einem definierten Preisniveau lädt. Das senkt Deine Stromkosten spürbar im Vergleich zu einem Standardtarif und macht Elektromobilität zuhause noch wirtschaftlicher.

Wärmepumpe effizient nutzen: Kosten senken ohne Komfortverlust

Auch Deine Wärmepumpe kann von dynamischen Tarifen profitieren. Im Winter wird sie gezielt in Stunden mit niedrigen Strompreisen stärker betrieben. Das sorgt für spürbar geringere Heizkosten, während Dein Wohnkomfort unbeeinträchtigt bleibt. So nutzt Du Strom und Wärme intelligent und kosteneffizient.

Haushaltsgeräte smart steuern: Waschmaschine & Co. im richtigen Timing

Selbst alltägliche Geräte wie Wasch- oder Spülmaschinen lassen sich mit Smart Plugs oder einem Home Energy Management System (HEMS) zeitlich verschieben. Entweder dann, wenn Deine Photovoltaikanlage viel Solarstrom produziert, oder wenn die Börsenpreise für Strom besonders niedrig sind. Auf diese Weise optimierst Du Deinen Eigenverbrauch und sparst zusätzlich Kosten.

Fazit: Dein Weg zur flexiblen Stromversorgung

Dynamische Stromtarife sind ein wirkungsvolles Mittel für Haushalte, die ihre Stromrechnung aktiv senken möchten. Sie spiegeln die Preisschwankungen an der Strombörse wider und ermöglichen es Dir, Deinen Verbrauch entsprechend zu steuern. In Kombination mit einem Balkonkraftwerk, einem Batteriespeicher und einem HEMS erreichst Du einen hohen Eigenverbrauchsanteil, reduzierst den Netzstrom und senkst Deine Stromkosten nachhaltig.

FAQ

Wann müssen dynamische Stromtarife angeboten werden?

Seit dem 1. Januar 2025 sind alle Energieversorger in Deutschland verpflichtet, Haushalten mit einem intelligenten Messsystem (Smart Meter/iMSys) mindestens einen dynamischen Stromtarif anzubieten. Grundlage dafür ist § 41a EnWG im Rahmen der Digitalisierung der Energiewende.

Wie werden dynamische Stromtarife abgerechnet?

Die Abrechnung erfolgt auf Basis des tatsächlichen Stromverbrauchs in Kombination mit den stündlichen Börsenpreisen. Smart Meter erfassen die Lastprofile viertelstündlich und übermitteln diese Daten an den Anbieter. Dieser nutzt sie für die Rechnungsstellung.

Kann ich den dynamischen Stromtarif ohne iMSys nutzen?

Nein, für eine Abrechnung zu stündlichen Preisen ist ein intelligentes Messsystem zwingend erforderlich. Ohne Smart Meter ist eine verbrauchsgenaue Erfassung nicht möglich, weshalb nur feste Tarife angeboten werden können.

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Dominik BroßellRedakteur

Als euer Experte für Solartechnik und erneuerbare Energien informiert euch Dominik regelmäßig im priwatt-Blog über alles Wissenswerte rund um die Themen Balkonkraftwerk, PV, Stromtarife, Batteriespeicher und Co.

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